02.04.09 || ESCHBORN/FRANKFURT (2. April 2009) - Nach dem Rückzug
des Telekom-Konzerns und der Gerolsteiner Brunnen aus dem Radsport-Sponsoring ist das Team Milram die letzte verbliebene deutsche ProTour-Mannschaft. Manager Gerry van Gerwen bringt in der laufenden
Saison ein quasi runderneuertes Team an den Start. 13 Abgängen stehen 14 Neuverpflichtungen gegenüber. Vornehmlich aus der sportlichen Konkursmasse des Teams Gerolsteiner, darunter der amtierende
deutsche Meister Fabian Wegmann, die Brüder Markus und Thomas Fothen, Robert Förster sowie Ronny Scholz.
Van Gerwens „wichtigste Neuverpflichtungen" sind aber Linus Gerdemann und Gerald Ciolek. „Das sind unsere beiden deutschen Kapitäne", sagt der Niederländer. Gerdemann und Ciolek gehörten in der
vergangenen Saison noch dem T-Mobile-Nachfolgeteam Columbia an und sollen nun bei Rundfahrten (Gerdemann) und Sprintankünften (Ciolek) für Siege sorgen. Das Team Milram, so van Gerwens Credo, „soll
immer offensiv, aggressiv und aktiv mitfahren". Kurzum: „Wir gehen in jedem Rennen auf Sieg." Bei der offiziellen Team-Präsentation im Januar in Dortmund rief van Gerwen „25 Siege an den 280
Renntagen" als Ziel aus. In der noch jungen Saison reichte es bislang allerdings erst zu einem Erfolg durch Ciolek bei der Mallorca-Challenge Mitte Februar.
Ciolek fühlt sich rundum zufrieden im neuen blau-weiß-gefleckten Trikot im Kuhdesign und auch die hohe Erwartungshaltung stört den ehemaligen U23-Weltmeister nicht: „Deshalb bin ich zu Milram
gewechselt, ich will Verantwortung übernehmen." Das Hauptziel des letzten deutschen Vorzeige-rennstalls ist natürlich die Tour de France. Dort wünscht sich van Gerwen Gerdemann „ein paar Tage in
Gelb" und Ciolek soll ums Grüne Trikot des Punktbesten sprinten. Fest eingeplant ist für Milram aber auch die Teilnahme am Eschborn-Frankfurt City-Loop am 1. Mai (früher: "Rund um den
henninger-Turm"). Ein Sieg beim wichtigsten deutschen Eintagesrennen steht ebenfalls ganz oben auf der Wunschliste des niederländischen Teamchefs.
Meist fehlten in dieser Saison nur Zentimeter, um weitere Erfolge einzufahren. Am vergangenen Wochenende verpasste im Schlusssprint eines spannenden Finales der 49. Auflage des Pfeil von Brabant den
Sieg und belegte den dritten Platz. „Ich bin etwas enttäuscht, wir waren heute schließlich so nah dran", sagte Wegmann und auch sein sportlicher Leiter Christian Henn haderte mit dem Rennverlauf, der
symptomatisch für die Saison war: „Die Mannschaft hätte den Sieg heute verdient gehabt."
Im 25 Mann starken Milram-Kader stehen allein 17 deutsche Fahrer. Damit ist der Sponsor Nordmilch AG aus Bremen der wichtigste Arbeitgeber im deutschen Berufsradsport. Nach der Zäsur der vergangenen
Jahre ist es für deutsche Profis schwerer geworden, einen Job auf zwei Rädern zu bekommen. Insgesamt gibt es noch 28 deutsche Profis, die in der ProTour, der höchsten UCI-Kategorie, fahren. Neben den
17 Milram-Profis sind fünf Profis bei Columbia (u.a. Marcus Burghardt, Andé Greipel), jeweils zwei bei Saxo-Bank (u.a. Jens Voigt) und Rabobank (u.a. Grischa Niermann) und Andreas Klöden bei Astana
sowie Sebastian Lang bei Silence-Lotto beschäftigt.
Weitere 13 deutsche Profis fahren in Continental-Pro-Teams, der zweiten UCI-Kategorie. Unter den 21 Continental-Pro-Mannschaften befindet sich allerdings kein deutsches Team mehr, dafür aber ein
deutscher Sieger der Saison 2009: Der ehemalige Gerolsteiner-Profi Heinrich Haussler, mittlerweile für das schweizer Team Cervelo unterwegs, gewann im Februar zwei Etappen bei der Algarve-Rundfahrt
und glänzte am Montag mit seinem Erfolg auf der zweiten Etappe der Fernfahrt Paris-Nizza. Nur Millimeter fehlten ihm bei der Primavera" zum größten Erfolg in seiner Karriere. „Mit ein bisschen
Abstand ärgere ich mich zwar immer noch, aber das Positive kommt immer mehr durch", sagte Haussler nach seinem zweiten Platz beim Frühjahrsklassiker Mailand - San Remo. (amue)