02.11.10 || HATTERSHEIM AM MAIN (01. November 2010) - Am 1. November 1885 wurde Anton Flettner als Sohn der Reederfamilie Anna Maria und Peter Flettner in Eddersheim geboren. Der Magistrat der Stadt
Hattersheim am Main hat aus Anlaß der 125. Wiederkehr des Geburtstages am Montag einen Blumenschmuck auf seinem Grab niedergelegt und sich so an ihn erinnert.. Das Ehrengrab für den
berühmtesten Sohn der Stadt befindet sich auf dem Eddersheimer Friedhof. Anton Flettner wurde weltweit durch die Entwicklung des Flettner-Rotors als Schiffsantrieb und die Konstruktion von
Hubschraubern berühmt.
1910 heiratete er Lydia Freudenberg aus Frankfurt. Sie musste, da sie jüdischen Glaubens war, in den 1930er Jahren Deutschland verlassen und emigrierte in die USA. Nach den Zweiten Weltkrieg wanderte
Flettner, wie andere deutsche Wissenschaftler und Forscher auch, in die Vereinigten Staaten aus. Er starb am 29. Dezember 1961 in New York. Begraben wurde er auf dem Eddersheimer Friedhof im Grab
seiner Eltern.
Das Prinzip des Flettnerschen Schiffsrotors, mit dem die Windkraft genutzt wird, wurde über Jahrzehnte
hinweg im Schiffsbau vernachlässigt, da Öl lange Zeit preiswert zu haben war. Erst jüngst erlebte es eine Renaissance. 2006 erinnerte sich die Firma Enercon, die Windkraftanlagen produziert, an diese
energiesparende Erfindung und ließ in Kiel ein 285 Meter langes Frachtschiff - das E-Ship 1 - bauen, welches einen zusätzlichen Antrieb durch vier 27 Meter hohe Rotoranlagen mit einem Durchmesser von
vier Metern nutzt. Zurzeit befindet sich das E-Ship auf großer Fahrt in der Ägäis.
Das Leben und Lebenswerk von Anton Flettner soll im zukünftigen Stadtmuseum im Werkstattgebäude auf dem ehemaligen Sarotti-Gelände umfassend gewürdigt werden. (um/sthh)
Nachfolgend geht das RMT-Onlinemagazin näher auf das Leben des genialen Technikers und Erfinders Anton Flettner ein. Hierzu übernehmen wir mit freundlicher Genehmigung den Onlinetext des Hubschraubermuseum Bückeburg.
Anton Flettner, am 1. November 1885 in Eddersheim am Main geboren, wurde Lehrer. Seine Freizeit verbrachte er fast ausschliesslich mit dem Studium der Technik; Mechanik, Physik und der Stömungslehre.
Als Neunundzwanzigjähriger legte er dem Reichsmarineamt seine erste Erfindung - einen lenkbaren Torpedo - vor, erhielt jedoch eine Ablehnung, weil man eine solche Konstruktion für unmöglich hielt.
Erst nach dem Weltkrieg eröffnete sich Flettner die Möglichkeit, vollständig auf das Gebiet der Technik umzusteigen.
Seine erste Station war die Versuchsanstalt in Göttingen, wenig später trat er mit einem damals aufsehenerregenden Versuch eines neuartigen Schiffsantriebes an die Öffentlichkeit. In den Jahren
zwischen 1922 und 1926 experimentierte die von ihm gegründete Flettner-Gesellschaft mit großen rotierenden Zylindern zur Ausnutzung des Magnuseffektes. Man hatte zur Erprobung der Wirksamkeit ein
älteres Segelschiff, die "Buckau", angekauft und die gesamte Takelage entfernt. Statt dessen erhielt die "Buckau" zwei masthohe, schornsteinähnliche Stahlblechzylinder, die senkrecht montiert auf dem
Vor- und Hinterschiff rotierten. Das Rotorschiff brachte keine wirtschaftlichen Erfolge. 1927 verließ Flettner dieses Gebiet und wendete sich der Luftfahrt zu. Durch die Schaffung eines
Drehflügelflugzeuges wollte er der Luftfahrt neue Impulse geben.
Seine ersten Versuche schlugen fehl, und es dauerte acht Jahre, bis sich Flettner behaupten konnte. In der Zwischenzeit entstand die Erfindung, die Flettners Namen über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt machte: das Flettner-Ruder. Der Name Flettners tauchte erst 1935 wieder verstärkt in der Luftfahrt auf. Das Oberkommando der Marine interessierte sich für die Verwendung von Drehflügelflugzeugen auf Kreuzern und unterstütze Flettners Pläne sehr intensiv. Seine erste Konstruktion, die Fl 184, zeigte noch gewisse Merkmale, die an la Ciervas Autogiro erinnerten, aber bereits die Fl 185 war alsHubschrauber ein Beispiel eigener Konzeption. Diese Maschine war der erste Hubschrauber mit Drehmomentausgleich durch kleine Propleller an Auslegern.
1938 begann Flettner, im Team mit Dr. Kurt Hohenemser und Dr. Ing. Sissingh, mit der Konstruktion eines Hubschraubers, dessen Rotoren gegenläufig ineinanderkämmend über der Kabine montiert waren und
neben dieser geschickten (wenn auch komplizierten) Lösung des Drehmomentausgleiches erstmalig die automatische Umschaltung vom Hubschrauber- auf Tragschrauberflug ermöglichten. Diese Umschaltung war
seit je schon das Kriterium des Hubschraubers gewesen, der bei Ausfall des Triebwerkes nicht mehr flugfähig war. Nach einer ausgedehnten Erprobung dieser Maschine (Fl 265) durch die Marine im
Mittelmeer und in der Ostsee, stand fest, das sich Hubschrauber dieser Art als Beobachtungsflugzeuge auch auf Seefahrzeugen bewähren würden.
1940 folgte ein RLM-Auftrag und Flettner entwickelte seine Fl 282 "Kolibri" , die sich konstruktiv sehr eng an das Vorgangsmuster anlehnte. Mit ineinanderkämmenden, gegenläufigen Rotoren und einem
Bugradfahrwerk dürfte die Fl 282 als modernster Hubschrauber der Kriegszeit
angesprochen werden. Für die Versuche wurden vierundzwanzig Maschinen dieses Typs gebaut und zum Teil auf Fahrzeugen der Marine eingesetzt, und am Ende dieser Erprobung verfügte man über das
flugstabilste Drehflügelflugzeug der Welt - ein Zeugnis, das amerikanische Piloten und Techniker nach dem Kriege ausstellten, nachdem zwei Beutemaschinen in den USA getestet worden waren. Anton
Flettner folgte 1947 einer Einladung in die USA und blieb dort. Dort eröffnete man ihm einen neuen Wirkungbereich im Hubschrauberbau. Als Chefkontrukteur der Firma Kaman entwickelte Flettner eine
Anzahl moderner Maschinen, deren Serienbau noch heute läuft, und alle weisen sie die unverkennbare Handschrift Anton Flettners auf.
1958 schied er aus und gründete eine eigene Gesellschaft, die Flettner Aircraft Corporation, in New York, in der seine Forschungsarbeit nach wie vor dem sicheren Großhubschrauber galt. Nach einem Leben, das reich an Fehlschlägen und arm an Höhepunkten war, verstarb er am 29. November 1961 in einem New Yorker Krankenhaus im Alter von 76 Jahren.
Die interessante Geschichte der Drehflügler erleben Familien im Hubschraubermuseum Bückeburg. Es ist unmittelbar im Stadtzentrum von Bückeburg und. liegt 50 Kilometer
westlich von Hannover. Es ist das einzige reine Drehflüglermuseum in Deutschland und eines der wenigen weltweit. Das Museum ist der Geschichte und Technik der Hubschrauber gewidmet.
Bereits seit 1971 ist das Hubschraubermuseum im ehemaligen "Burgmannshof" in der Stadtmitte von Bückeburg untergebracht. Eltern und Kinder bewundern fasziniert neben ein- und mehrrotorigen Hubschraubern auch Trag- und Flugschrauber und entdecken auch die Funktionsweisen des Hubschrauberfluges.
Der Begründer des Museums, Werner Noltemeyer, begann 1957 mit seiner Sammlung und gestaltete eine Ausstellung der Geschichte und Technik der Drehflügler und Senkrechtstarter von den ersten Anfängen bis zur Gegenwart. Heute entdecken Familien rund 40 ausgestellte Originalhubschrauber sowie eine Vielzahl an Modellen, Triebwerken uvm.
Der wesentliche Faktor für die Entstehung des Museums war die nahegelegene Heeresfliegerwaffenschule, die seit 1960 am Heeresflugplatz Bückeburg stationiert ist. Dort befindet sich auch ein großes Simulatorenzentren für die Hubschrauberausbildung.
Mehr über die Luftfahrt insbesondere der Hubschrauber erfährt der Interessierte im Hubschraubermuseum Bückeburg. Das Museum ist geöffnet von April bis Oktober von 9:00 bis 18:00 Uhr, November bis März von 10:00 bis 17:00 Uhr, nur an Heiligabend, 1. Weihnachtstag, sowie Silvester und Neujahr ist das Museum geschlossen.
Für Gruppen können die gebotenen Informationen durch Filmvorführungen ergänzt werden. Fachbesuchern steht auf Anfrage das Archiv mit Bibliothek und Dokumenten zur Verfügung. Durch Rampen ist der Museums-Rundgang rollstuhlgerecht möglich.
Nach Voranmeldung/Absprache können Sie auch eine Führung durch das Hubschraubermuseum erhalten. Ehemalige Fluglehrer und Techniker der nahegelegenen Heeresfliegerwaffenschule geben Ihnen einen detaillierten Einblick in die Geschichte und die "Geschichten" der Hubschrauber, ihrer Konstrukteure und Piloten.
Reservieren Sie sich bitte 1-2 Stunden Zeit für die Führung. Schulklassen und Kindergruppen sind immer herzlich willkommen, eine Museumsführung war schon manches Mal Höhepunkt eines Kindergeburtstages.
Die Adresse lautet: Hubschraubermuseum, Sablé-Platz 6, 31675 Bückeburg, Tel.: +49 (0) 5722-5533, Fax: +49 (0) 5722-71539, E-.Mail: Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! Sie müssen JavaScript aktivieren, damit Sie sie sehen können. , Internet: http://www.hubschraubermuseum.de
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