26.06.13 || FRANKFURT (26. Juni 2013) - Bei leichtbedecktem Wetter, aber trocken, fand heute am Luftbrückendenkmal die Gedenkfeier zur 65. Wiederkehr des Jahrestages der Berliner Luftbrücke statt.
Fraport und der Verein Luftbrückenchapter hatten zur Feierstunde geladen und über 400 Gäste demonstrierten ihre Verbundenheit mit den westlichen Alliierten. Im leichten Wind flatterten die Flaggen
von Großbritannien, Frankreich, den USA und der Bundesrepublik. Unter den Gästen waren Politiker, Betroffene, die die Luftbrücke hautnah als Kinder in Berlin erlebt hatten und Veteranen die selbst
bei der Beladung der Rosinen-Bomber Handangelegt hatten, ehemalige und aktive Soldaten der amerikanischen Luftwaffe, aber auch von der Bundesluftwaffe. Zahlreiche Redner würdigten in eindrucksvollen
Worten den Einsatz der amerikanischen und britischen Soldatenwährend der Luftbrücke in den Jahren 1948/49, die noch heute als eine der spektakulärsten und größten Hilfsaktionen aller Zeiten gilt.
Viel Historie aus der damaligen Zeit ,der Berliner-Blockade, wurde angesprochen, die heute fast vergessen ist. Zu den Rednern gehörte u.a. vom Vorstand der Fraport Peter Schmitz, für die Hessische Landesregierung Staatssekretär Michael Bußer , Frankfurts Stadtkämmerer Uwe Becker und Rosinenbomber Pilot Gail S. Halverson, der der Held von gestern ist. Musikalisch umrahmt wurde die Feierlichkeit vom Heeresmusikcorps II Kassel unter Oberstleutnant Reinhard Kiauka. Nach der Kranzniederlegung zu ehren der Luftbrückenopfer gedachten die evangelische Pfarrerin Ulrike Johanns und Chaplain George „Saul" Youstra der Toten und Lebenden. Das Schlusswort sprach der Präsident der Luftbrücke Frankfurt e.V. Dr. Lutz Raettig, durch die Feierlichkeit führte Gray Bautell vom amerikanischen Soldatensender AFN.
Insbesondere möchte man den Amerikanern, Briten und Franzosen für ihren Einsatz für die Freiheit während der Berlin-Blockade danken und die Helfer, die bei dieser Aktion ums Leben gekommen sind, ehren. „Mit dieser Veranstaltung wollen wir in Erinnerung rufen, dass Freiheit und Frieden keine Selbstverständlichkeit sind, sondern immer wieder neu errungen werden müssen", sagte Fraport-Vorstand Operations Peter Schmitz auf der Veranstaltung. „Das Luftbrückendenkmal am Flughafen Frankfurt hält die Erinnerung an diesen einzigartigen Einsatz für Frieden und Freiheit wach. Wir freuen uns, dass es mittlerweile ein nachgefragtes Ausflugsziel in der Region ist", fuhr Schmitz fort. In Erinnerung gerufen wurd auch, dass Frankfurt mit der Rhein Main Air Base mit einer der wichtiger Umschlagplätz, von insgesamt drei, während der Luftbrücke war.
Geehrt wurde bei dem heutigen Festakt auch Gail Halvorsen, Spitzname: 'Onkel Wackelflügel'. Der 92 Jahre alte frühere Oberst Gail Halvorsen startete die 'Operation Little Vittles' (kleiner Proviant), die während der Luftbrücke weltweit für Aufsehen sorgte. Er befestigte Süßigkeiten an kleinen Fallschirmen und warf diese über Berliner Wohngebieten ab. Mit den wartenden Kindern verabredete er, beim Anflug auf Berlin mit den Flügeln zu wackeln.
Die Amerikaner starteten 1948 ihre Flüge zur Versorgung der eingeschlossenen Stadt Berlin von ihrem Hauptstützpunkt in Frankfurt. Die Kohle-Frachtflüge in der britischen Zone gingen von Celle, Faßberg, Wunstorf und Schleswig/Jagel aus. Am 26. Juni wurde die 'Operation Vittles' der US-Luftwaffe gestartet. Zwei Tage später folgten die Briten mit der Operation 'Plain Faire'. Wurden am Anfang täglich 750 Tonnen Fracht transportiert, waren es wenige Wochen später bereits 2.000 Tonnen. Am 15./16. April 1949 wurde mit 12.849 Tonnen Fracht und 1.398 Flügen in 24 Stunden der Rekord aufgestellt. Bis zum Schluss der Blockade am 27. August 1949 wurden insgesamt 2.326.205 Tonnen lebenswichtige Güter in die von der Außenwelt abgeschnittenen Westsektoren Berlins gebracht. Vor allem Lebensmittel und Kohle, aber auch 200.000 Care-Pakete wurden von privat gecharterten Flugzeugen für die hungernden Berliner eingeflogen.
Ein hochintelligentes logistisches System war das Fundament der Versorgungsflüge. Die drei Luftkorridore wurden als 'Einbahnstraße' verwendet, wobei im nördlichen (von Hamburg nach Berlin) und im südlichen (von Frankfurt nach Berlin) die Hinflüge abliefen und im mittleren Korridor (von Berlin nach Hannover) die Rückflüge stattfanden. In den Korridoren flogen die Maschinen in fünf Ebenen. Alle drei Minuten landete ein Flieger in Tempelhof (US-Sektor), Tegel (französischer Sektor) oder Gatow (britischer Sektor).
Erinnert sei daran, dass es der US-Militärgouverneur von Berlin Lucius D. Clay war, der seine Regierung überzeugte die Stadt nicht aufzugeben. Damit wurde Lucius D. Clay der eigentliche "Vater der Luftbrücke". Damit sicherte er auf Dauer von 40 Jahren die Freiheit Westberlins bis zur Wiedervereinigung. Berlins Bürgermeister Ernst Reuter appellierte an den Westen: "Ihr Völker der Welt, [...] Schaut auf diese Stadt und erkennt, dass ihr diese Stadt und dieses Volk nicht preisgeben dürft."
Ab dem 26. Juni 1948 versorgten amerikanische und zwei Tage später britische Piloten die Bewohner West-Berlins. Kurz zuvor am 24. Juni hatten die sowjetischen Besatzer alle Wege nach West-Berlin
blockiert. Die sogenannten Rosinenbomber (engl.: "Candy Bomber") waren Maschinen von Typ Douglas DC-3, in der Militärversion C47 "Skytrain" ) der U.S. AirForce. Großbritannien hatte sogar Flugboote
nach Westberlin eingesetzt, die auf der Havel und dem Wannsee landeten. Insgesamt beteiligten sich etwa 57.000 Menschen an der Luftbrücke, darunter fast 16.000 Piloten aus Kanada, Australien,
Neuseeland und Südafrika. Neue Radarsysteme erlaubten es auch nachts und bei schlechtem Wetter zu fliegen.
Bei den knapp 280.000 Flügen der Luftbrücke starben 78 (83) Menschen, 39 Briten, 31 Amerikaner und 8 (13) Deutsche tödlich, wobei () die Zahlen differieren. Namen und Dienstgrade der verstorbenen Soldaten stehen auf einem Metallband am Fuß des Luftbrückendenkmals. Der Widmungstext auf dem Metallband lautet: „Sie gaben ihr Leben für die Freiheit Berlins im Dienste der Luftbrücke."
Die drei Krallen des in den Himmel aufsteigenden Betonbogen bezeichnen jene drei 32 Kilometer breiten Luftkorridore, über die eine Versorgung Westberlins mehr als 14 Monate lang stattfinden konnte: One-Way-Flugbahnen - Hinflug via Hamburg oder Frankfurt, Rückflug über Hannover.
Das Frankfurter Luftbrückendenkmal ist ein Duplikat des 1951 am Platz der Luftbrücke unmittelbar vor dem Flughafen Tempelhof in Berlin errichteten Monumentes. Das Frankfurter Denkmal wurde 1985 auf
Initiative eines deutsch-amerikanischen Luftbrückenvereins, der dafür 900.000 Mark (Anm. d. Red. rd. 450.000 Euro) gesammelt hatte, aufgestellt. Im Rundsockel sind die Namen der ums Leben gekommenen
Piloten eingraviert. Es wurde 1988 - 40 Jahre nach Beginn der Berlin-Blockade - eröffnet. Aus Anlass des bevorstehenden Jahrestages renovierten und säuberten freiwillige Helfer aus den USA und
Deutschland an zwei Tagen das Denkmal am Frankfurter Flughafen.
Das Luftbrückendenkmal ist in das Radwegenetz des Regionalparks RheinMain eingebunden. Erreichbar ist die Anlage über den Radweg, der am östlichen Flughafenzaun entlang von Mörfelden-Walldorf nach Frankfurt führt. Besucher, die mit dem Auto anreisen, erreichen das beliebte Ausflugsziel über die Autobahn A5, Ausfahrt "Zeppelinheim/CargoCity Süd". Parkplätze stehen am Bahnhof Zeppelinheim und am Intercity Hotel Frankfurt Flughafen zur Verfügung. Von hier aus sind es jeweils nur wenige Gehminuten bis zum Denkmal.
Die Klasse 5c der Musterschule in Frankfurt brachte bei dem Festakt drei Lieder dar und beim Verlassen des Podiums gingen sie auf Gail S. Halverson zu und gaben ihm mit einem Handschlag, als
symbolischen Dank für die Berliner Kinder der Luftbrücke, jeder ein Stück Schokolade. „Ein Candy für Gail".
Nach den Feierlichkeiten am Luftbrückendenkmal war Oberst a.D. Gail Halverson der begehrteste Gesprächsparner des Tages, vielfach umringt von amerikanischen Luftwaffensoldatinnen und Soldaten die
Autogramme und ein Foto mit ihm haben wollten. Geduldig und für jeden ein freundliches Wort übrig hatte der 92-Jährige, der stehend dies über eineinhalb Stunden aushielt.
Vom Luftbrückendenkmal ging es zur Einweihungsfeier der Gail s. Halversen Terrasse im InterCityHotel Frankfurt Airport. Bereits in seiner Zeit als aktiver Luftwaffenpilot nächtigte Halversen schon in dem damaligen Hotel auf der US-AirBase und seit vielen Jahren auch in dem heutigen Zivilhotel. Ihm zu ehren wurde nun die Terrasse des Hotels nach ihm benannt.
Luftbrückenpilot Gail S. Halversons war zusammen mit US-Präsident Barack Obama vergangene Woche nach Berlin gekommen und hat ein umfangreiches Programm bereits hinter sich. Am 15. Juni war er Ehrengast in Steglitz-Zehlendorf, wo die ehemalige 9. Integrierte Sekundarschule Steglitz-Zehlendorf seinen Namen erhielt. Ehrengast der Hessischen Landesregierung war er am Dienstag in Wiesbaden, noch bis zum Wochenende ist er in der Rhein-Main-Region.
Begleitet wird Oberst Halvorsen von seinen beiden Töchtern und seinem Sohn. Insgesamt hat er fünf Kinder, 24 Enkel und 35 Urenkel.
Der US-Pilot Gail S. Halvorsen warf im Rahmen der Luftbrücke kurz vor der Landung auf dem im US-Sektor Berlins befindlichen Flughafen Tempelhof für die dort neugierig auf kleinen Trümmerbergen
wartenden Kinder an kleinen Fallschirmen befestigte Süßigkeiten ab. -
Als die Presse über die Aktion berichtete, bekamen auch Halvorsens Vorgesetzte davon Wind. So wurde aus der kleinen Geste ein großangelegter PR-Coup: Die "Operation Little Vittles" (kleiner Proviant) fand zahlreiche Unterstützer.
Am 24. Juni 1948 kappten die Sowjets unter Staatschef Josef Stalin alle Straßen-, Eisenbahn- und Wasserverbindungen zu den drei Westsektoren der Stadt Berlin. Sie reagierten damit auf die
westdeutsche Währungsreform - Einführung der D-Mark-, die gegen den Willen der Sowjets auch auf West-Berlin übertragen wurde. Nur zwei Tage später antworteten die West-Alliierten mit der Luftbrücke,
der bedeutendsten und größten humanitären Luftoperation aller Zeiten.
In den elf Monaten der Blockade transportierten die westlichen Alliierten mehr als zwei Millionen Tonnen Versorgungsgüter nach Westberlin. Die Bevölkerung mit frischen Waren zu versorgen, kostete die
USA und Großbritannien etwa 200 Millionen Dollar. Die Briten rationierten dafür sogar im eigenen Land das Getreide. Die Menschen in Westdeutschland , mussten eine Sondersteuer zahlen: das "Notopfer
Berlin".
Dabei handelte es sich um eine Steuermarke, die im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland vom Absender einer Postsendung - Postkarte, Brief usw.) zwischen dem 1. Dezember 1948 bis zum 31. März
1956[1], zusätzlich zum normalen Postporto,
auf die meisten innerdeutschen Postsendungen, außer von und nach West-Berlin und auch nicht in die Deutsche Demokratische Republik, verwendet werden.
Die Steuermarke über 2 Pfennig wurde von der Post und später Deutschen Bundespost verkauft. Die Steuer beruhte zunächst auf dem vom Wirtschaftsrat des Vereinigten Wirtschaftsgebietes erlassenen Gesetz zur Erhebung einer Abgabe »Notopfer Berlin« im Vereinigten Wirtschaftsgebiet vom 8. November 1948[2], das später mehrfach neu gefasst wurde. Es wurde durch das Berlinhilfegesetz ersetzt.