26.07.17 || KLOSTER EBERBACH/SCHLOSS JOHANNISBERG/WIESBADEN (26. Juli 2017) - Noch vor dem „Geigengipfel", dem traditionellen Sommerfest auf Schloss Johannisberg und dem Konzert der Columbian Youth
Philharmonie und dem Blechbläser-Ensemble konnten die Konzertbesucher in Kloster Eberbach das Concert Spirituel erleben, das von Herve Niguet mit Feingefühl dirigiert wurde: Mit Werken Francesco
Corteccias, Palestrinas und Benevolos, Gipfeln der Chorkunst, die fast einem Gottesdienst glichen. bannte er in der Basilika die fast andächtig lauschenden Hörer.
Von Benevolo, der 1605 in Rom geboren wurde und lange Zeit als Kapellmeister der Capella Giulia im Petersdom wirkte, erklang ein mit Chor und Orchester besetzter, kompakter Abend, der mit samtigem Klang, Transparenz und Feingefühl bestach und eine Spannung entstehen ließ, die das ohne Pause gespielte Konzert, das die Hörer wie ein wunderschöner Traum begleitete: Eine „Messe", die an Opulenz keinen Wunsch offen ließ und die gebannten Zuhörer noch auf ihren Heimwegen begleite.
Unter Leitung der jungen Dirigentin Speranza Scappucci servierten die Sopranistin Olga Peretyatco und Lawrence Brownlee im Kurhaus eine alle begeisternde Opern-Gala, die mit Arien und Duetten von Bellini, Bizet und Donizetti verwöhnte. Die junge Sopranistin, die an Ausdrucksstärke gegenüber dem Vorjahr erheblich gewonnen hatte, faszinierte mit Tempo und Eleganz der Bewegung und sorgte in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Tenor für eine Stärke des Ausdrucks, die sich von Mal zu Mal steigerte. Ihre starke Körpersprache fesselte und ließ es nach glänzenden Darbietungen besonders für die „Piraten", die „Puritaner". die "Regimentstochter" und die „Perlenfischer" an prasselndem Applaus der Zuhörer nicht fehlen: Lautstarker Dank für den ganzen Beziehungszauber, vor allem aber für die junge Dirigentin, die gerade erst den Wiener Opernball eröffnet hatte. Ein alle begeisternder Gala-Abend mit vielen Bravos, der einfach kein Ende nehmen wollte.
Szene vom
Konzert der Münchener Philharmoniker unter de Leitung von Gergiev mit dem Pianisten Jan Lisiecki. Foto: RMF/A. Klostermann
Auf ein mit Vorschusslorbeeren angekündigtes Konzert mit dem kaum 23 Jahre alten, hoch begabten Pianisten Jan Lisiecki, den man im Festival nun zum dritten Mal erlebte, hatten viele Besucher mit
Neugier gewartet. Sie wurden keineswegs enttäuscht: Wie der unter straffer Leitung die Münchner Philharmoniker dirigierende Gergiew bestach der ebenso konzentriert wie bescheiden auftretende junge
Künstler mit einem Beethoven und Mussorgky gewidmeten und mit Spannung erwarteten Konzert. Das Publikum verfolgte sein virtuoses Spiel und die lebhafte Beinarbeit mit großer Bewunderung.
Der viel versprechende, sympathische junge Pianist, der bereits mit fünf Jahren mit dem Klavierspiel begonnen hatte, sich Jahre später in Zusammenarbeit mit den Bamberger Symphonikern, dem Cleveland - und dem San Francisco- Orchestra einen Namen machte und beim Schleswig Holstein Festival 2013 den Leonard- Bernstein- Award erhielt, braucht sicherlich die meiste Zeit zum täglichen Üben. In seiner "Freizeit" engagiert der Künstler sich nebenher auch caritativ, indem er Kunstausstellungen finanziell unterstützt, die er bewusst fördern will. Festivalchef Michael Herrmann nannte den Abend einen „ Höhepunkt des 30. Festivals, an dem der noch vieles versprechende Pianist dem Flügel gewaltig zusetzte und mit Spitzenleistungen brillierte. Als herzlichen Dank überschütteten ihn die begeisterten Zuhörer mit lang anhaltendem Applaus, für den er sich zum Schluss mit einem Werk Chopins revanchierte.