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Händels Hallelujah-Chor durchbrauste die Basilika

Messiah unter Leitung von Paul McCreech und Mahlers Auferstehungs-Sinfonie unter Christoph Eschenbach erklangen im Eberbacher Waldtal - RMF Teil V           von Britta Steiner-Rinneberg

20.07.17 || altKLOSTER EBERBACH (19. Juli 2017) - Der „Messiah", Händels durch keine Handlungen verbundenes, wohl bekanntestes großes Oratorium bannte und ergriff die aufmerksam lauschenden Zuhörer, die Kloster Eberbachs Basilika fast bis zum letzten Platz füllten. Das in drei Teile gegliederte Werk mit der „Messianischen Verheißung". „Christi Erdenwallen" und der „Verwirklichung des Messias", das von mystischer Versenkung bis zu dramatischer Spannung reicht, bannte vom ersten bis zum letzten Augenblick!

Das Kammerorchester Basel und der Tölzer Knabenchor erfreuten unter der straffen Leitung von Paul McCreech und Mitwirkung der Sopranistin Mary Bevan, des Tenors Jeremy Ovenden, des Countertenors Tim Mead und des Bassisten Neal Davies mit dramatischer Zugkraft und nie erlahmender Konzentration. Der englische Dirigent führte das 1742 in der Dubliner Music Hall als Benefizkonzert uraufgeführt Oratorium, das im Gegensatz zu Händels anderen Werken keinen eigentlichen Erzählstrang hat, mit ebensoviel Souveränität wie feinem Gespür. Die bewusst ausgewählte Sammlung von Bibelversen, die in drei Abschnitten quer durchs alte und neue Testament führt, wurde in direkter Rede gesungen.

Szenenbild der Aufführung von Händels "Messiah" in der Basilika von Kloster Eberbach. Foto: RMF/A. Klostermann

Der „Messiah" ist bei Händel eine weit über alles Menschliche hinausweisende, erhabene Figur, die ihre Zuhörer packt und fesselt. Doch die den Blick erweiternden Kunstgriffe, mit denen Händel nicht spart, stehen letztlich im Schatten des weltberühmten „Hallelujah -Chors". Seltsamerweise bildet er nicht etwa den krönenden Abschluss, sondern wird im Mittelteil gesungen. Seiner emotionalen Wucht vermag sich wohl kaum ein Hörer ganz zu entziehen. Nicht einmal König Georg II. gelang es: Er soll sich nach der Uraufführung des Werks in einem Londoner Hospiz tiefberührt erhoben und damit eine Tradition begonnen haben, die es in England heute noch gibt.

Was damals tiefinnere Betroffenheit ausdrückte, lässt auch heute viele Zuhörer nicht unberührt. In dreistündiger Aufführung wurde in der ausgebuchten Eberbacher Basilika der "Messiah" trotz des Nachhalls mit Andacht und Bewunderung genossen: Eine fesselnde Wiedergabe des berühmten Werks, das unter ebenso lebendiger wie exakter und spannender Stabführung McCreeshs aufgeführt wurde. Er dirigierte den Kammerchor, die Solisten und den Gesang der jungen Choristen aus BadTölz mit starkem Gespür für Effekte und wurde für seine eindrucksvolle Leistung zu Recht mit stehenden Ovationen gefeiert.

Klangwelten begleiten Mahlers „Auferstehungssinfonie"


Gustav Mahlers 2.Simfonie c-Moll mit Sopran, Altsolo, gemischtem Chor und Orchester wurde als weiterer Glanzpunkt des RMF in der Basilika unter der Leitung von Christoph Eschenbach aufgeführt. Das Auditorium erlebte in dem voll besetzten Gotteshaus einen weiteren begeisternden Abend, den die Sängerinnen Gerhild Romberger (Alt) und die Sopranistin Christiane Karg, Mitglieder des Bayerischen Rundfunks und das SWR-Symphonieorchester sowie das Vokalensemble an dem dafür hervorragend geeigneten Ort bescherten und zu vollem Genuss der so bezeichneten „Auferstehungssinfonie" gelangen ließen: Sie ist ein Ausnahmewerk, das nach seiner Uraufführung einen Siegeszug in die Konzertsäle der Welt begann und seitdem die Hörer fesselt. Mahlers zwischen 1888 und 94 entstandenes Opus. das im vierten Satz mit dem „Urlicht" die menschliche Stimme heraushebt, konnte sich von Anbeginn seiner faszinierenden Wirkung nicht entziehen und fesselte die Zuhörer bis in die hintersten Reihen der Basilika .

Die Idee, das Werk mit einem Choral zu krönen, kam Mahler während einer ihn stark berührenden Trauerfeier in der Hamburger Michaeliskirche und ließ ihn nicht mehr los. Die „Auferstehungssinfonie" fesselt die Hörer bis auf den heutigen Tag: Mit . Klangorgien, feinstem Glockenspiel, Horn und samtigen Harfenklängen, die einander ablösen und ´zur Apokalypse überleiten, während die menschliche Stimme erst geweckt werden muss. Mit dem choralartigen Finale und der immanenten Sehnsucht nach Erlösung schuf Mahler ein wahres Meisterwerk an Sinfonik, das seinesgleichen bisher nicht hatte.

Christoph Eschenbachs ebenso markantes wie subtiles Dirigat fesselte mit spirituellen Klangmassen auch die allerletzten Reihen in der Basilika und ließ die angespannt folgenden Zuhörer nicht mehr los. Eine sich zwischen lichter Verklärung und finsterer Apokalypse bewegende Chor- und Orchesterleistung, die den Hörern wohl so schnell nicht wieder geboten wird. Eschenbach frappierte mit wogenden Klangwelten und einer Faszination des Ausdrucks, die alle noch lang beschäftigt haben wird. Die bildhafte Qualität und der fesselnde Klang des Gehörten wirkten auf die aufgewühlten Besucher noch lange auf ihren Heimwegen in nachtschwarzer Dunkelheit nach.