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Kunst & KulturBühne › Holunderwein als Himmelsgetränk auf Erden

Holunderwein als Himmelsgetränk auf Erden

Großer Premierenerfolg im Kleinen Haus des Staatstheater Wiesbaden mit „Arsen und Spitzenhäubchen" von Britta Steiner-Rinneberg

14.12.17 || altWIESBADEN (13. Dezember 2017) - Joseph Kesselrings erfolgreiche Komödie „Arsen und Spitzenhäubchen" hatte im Kleinen Haus ihre erheiternde Premiere, für die das Publikum mit riesigem Beifall dankte. Das bereits 1942 uraufgeführte Kriminalstück zählt eben zu den Dingen, die auch heute noch gefallen und begeisterten. In Ulrike Arnolds Einstudierung langweilt sich gewiss niemand, der fest an die Wunderwirkung von Holunderwein glaubt und ihn deshalb im stillen Kämmerlein ausprobiert..

Der etwas meschugge Neffe Teddy willigt gern in seine Umsiedlung in eine Heilanstalt ein, weil er sicher ist, die segensreiche Wirkung seines Lieblings-Gesöffs dort ungehindert fortsetzen zu können. Der Polizist (Maximilian Quast) bringt sein selbst verfasstes Bühnenstück zu Ende, und seine skurrilen Tanten genießen die „wundersame" Wirkung des Getränks in vollen Zügen. Als Dichter nutzt er die Gelegenheit, sein Kabinettwerk endlich aufzuführen, und findet für die Hauptpersonen auch schnell die geeigneten Darsteller.

Sequenz einer Szene aus der Komödie "Arsen und Spitzenhäübchen" im Wiesbadner Staatstheater mit den beiden Hauptdarstellerinnen Monika Kroll und Evelyn M. Faber. Foto: Staatstheater Wiesbaden/Karl Forster

Monika Kroll und Evelyn Faber, die als kuriose Schwestern die Zuschauer zwei Stunden lang In Trab halten, lassen die Kriminalkomödie mit ihrem gut gewürzten Blödsinn schon nach wenigen Minuten zu einer Nummer Eins für die Zuschauer werden. Neben dem geistig verwirrten Neffen leben noch weitere Männer in dem seltsamen Haus, in dem Dinge geschehen, die auch einem gerade auf Freiersfüßen tappenden Theaterkritiker ganz schön zu schaffen machen. Wie, wird hier allerdings nicht verraten. Nur soviel: Das Publikum ist begeistert und lacht sich beim Zusehen halbtot!

Die weiteren Hauptrollen spielen ein gefesselter Kritiker und sein durchgeknallter Neffe, der sich für nichts weniger als den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika hält! Am Ende steht dem ein längst fälliger Umzug in eine topsichere Behausung hinter Gittern bevor. In Wiesbaden kann man ein Kabinettstück erleben, das schon1943 heraus kam, die Zuschauer aber auch heute noch amüsiert. Sie sorgen, wenn das Stück überzeugend über die Rampe kommt, jeweils zwei Stunden lang für volle Häuser.

Der Beifall gilt in Wiesbaden vor allem den glänzenden Darstellungen von Evelyn Faber, Monika Kroll und dem Polizisten, die allesamt der sagenhaften Wirkung des Holunderweins erliegen. Dass sie ihm nicht widerstehen können, bringen alle ebenso witzig wie flott über die Rampe und stecken das Publikum mit ihrem Lachen im Handumdrehen an. Die über 70 Jahre alte Komödie zählt nach wie vor zu jenen Stücken, die bis heute nichts von ihrer Wirkung verloren haben und das Publikum stets aufs neue begeistern. In Ulrike Arnolds Einstudierung feierte das Stück in Wiesbaden jetzt eine Premiere, in der man vor allen den verrückten Neffen voll genießt, der in eine Heilanstalt zieht, um endlich ungestört schaffen und dabei die wundertätige Wirkung des Gesöffs in aller Ruhe genießen zu können.

Der Polizist (Maximilian Quast) nutzt die Gelegenheit, sein selbst verfasstes Opus als Kabinettstück aufzuführen, und das Publikum lacht sich halbtot. Faber und Kroll spielen die kuriosen Schwestern hinreißend und bescheren allen einen Abend, der sie aus dem Lachen kaum mehr heraus bringt. Die betulichen Alten, die sich allein stehender Herren rührend annehmen, kümmern sich aber auch um den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, um ihm sein schweres Amt leichter zu machen. Das Wiesbadener Publikum hat riesigen Spaß an der schwarzen Komödie. Der lange Applaus nach dem unterhaltsam - makabren Ende ist vor allem den Schauspielern zu verdanken, die das Haus zwei volle Stunden lang über die todsichere Wirkung dieses Weins unterhalten und deshalb alle, die noch am Leben sind, dringend zur Vorsicht mahnen

Weitere Aufführungen am 20., 2l., 25. und 29. Dezember 2017