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Kunst & KulturAusstellungen › Holbein und die Malerei der Renaissance im Norden

Holbein und die Malerei der Renaissance im Norden

Höhepunkte sind zwei Meisterwerke von Hans Holbein d. J. - Über 180 Werke einzigartigen Kunst bis Februar im Städel Museum           von Karl-Heinz Stier und Ralph Delhees

31.10.23 || altFRANKFURT (31. Oktober 2023) - Sie ist eine Zeitenwende in der Geschichte der Kunst: die Malerei der Renaissance. Was in Italien seinen Anfang nahm, entwickelte sich im Norden Europas zu etwas völlig Neuem - mit den Malern Hans Holbein d. Ä. (um 1464-1524) und Hans Burgkmair (1473-1531) als Wegbereiter dieser einzigartigen Kunst. Ihr Zentrum war die freie Reichs- und Handelsstadt Augsburg, die sich in nur wenigen Jahrzehnten zur Hauptstadt einer deutschen und zugleich internationalen Renaissance entwickelte. Kein anderer als einer der größten deutschen Renaissancemaler der Zeit, Hans Holbein d. J. (1497-1543), machte diese Kunst schließlich europaweit bekannt. Das Städel Museum widmet sich vom 2. November 2023 bis zum 18. Februar 2024 dieser faszinierenden Epoche der Kunst.

Erstmals werden die wichtigsten Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken Holbeins d. Ä. und Burgkmairs in einer Ausstellung zusammengeführt, ergänzt durch Arbeiten weiterer Augsburger Künstler aus der Zeit von ca. 1480 bis 1530 sowie durch bedeutende Werke deutscher, italienischer und niederländischer Meister.

Albrecht Dürer, Donatello, Jan van Eyck oder Hugo van der Goes haben das Schaffen von Holbein d. Ä. und Burgkmair nachhaltig geprägt. Mit rund 180 bedeutenden Kunstwerken ausführenden internationalen Museumssammlungen entsteht ein Überblick über die verschiedenen stilistischen Besonderheiten der Malerei der Renaissance im Norden. Ein Höhepunkt der Frankfurter Ausstellung ist die Präsentation der beiden Meisterwerke von Hans Holbein d. J., der Madonna des Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen (1526-1528) aus der Sammlung Würth und der Solothurner Madonna (1522) aus dem Kunstmuseum Solothurn.

Direktor Demandt: „... eine außergewöhnliche Schau"


Städel Direktor Philipp Demandt über die Ausstellung: „Das Städel Museum wird weithin für seine großen Altmeister-Ausstellungen geschätzt. Nach Rubens, Rembrandt und Reni darf sich das Publikum abermals auf eine außergewöhnliche Schau freuen. Das Städel Museum präsentiert die Renaissance im Norden - eine neue, ganz einzigartige Malerei, die vor mehr als 500 Jahren im Norden Europas an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit entstanden ist. Mit rund 180 bedeutenden Kunstwerken aus den führenden internationalen Museumssammlungen feiern wir die großen deutschen Renaissancemaler und ihre Vorbilder in einer Ausstellung. Berühmte Gemälde von Hans Holbein dem Älteren, Hans Burgkmair und Holbein dem Jüngeren treten in einen Dialog mit Werken von Albrecht Dürer, Jan van Eyck oder Donatello. Ein Schlüsselwerk der Ausstellung ist die Madonna von Holbein dem Jüngeren aus der Sammlung Würth, die als eines der größten Meisterwerke der deutschen Renaissance gilt. Dass dieses Gemälde zusammen mit der Madonna aus dem Kunstmuseum Solothurn in Frankfurt zu sehen ist, sollte man sich nicht entgehen lassen."

„Um 1500 war Augsburg eines der führenden Kunstzentren nördlich der Alpen. Unter den Künstlern dieser Zeit stechen die Kollegen und Konkurrenten Holbein der Ältere und Burgkmair der Ältere besonders hervor: Ihre Werke stehen beispielhaft für die unterschiedlichen stilistischen Möglichkeiten der Renaissancemalerei im Norden und beeinflussten auch nachfolgende Künstlergenerationen, wie die Werke von Holbein dem Jüngeren zeigen. In weniger als zehn Jahren hat Holbein der Jüngere eine unverwechselbare, eigene künstlerische Ausdrucksweise entwickelt, die seinen Rang als eines der bedeutendsten europäischen Künstler des 16. Jahrhunderts ausmacht", erläutert Jochen Sander, Kurator der Ausstellung, Stellvertretender Direktor und Sammlungsleiter für Deutsche, Holländische und Flämische Malerei vor 1800 am Städel Museum.

Die Ausstellung macht Leben und Wirken der Künstler in den Bildern lebendig


Die Ausstellung beginnt mit dem Blick auf die Stadt Augsburg - zu erleben auch durch eine digitale Anwendung in der Ausstellung sowie auf der Städel Website - und führt durch das künstlerische Schaffen und beleuchtet auch das Leben, Wirken und den wirtschaftlichen Einfluss der Zeit sowie der Weggefährten. Nachfolgen ein Exkurs in die spätere Schaffenszeit.

Holbein übernahm in seinem späteren Schaffen zwar auch vereinzelt italienische Dekorformen in seine Werke, setzte sich allerdings vornehmlich mit der altniederländischen Malerei auseinander, die er auf seiner Gesellenreise vor Ort kennengelernt hatte. Insbesondere in seinen religiösen Tafelbildern blieb er einer nordisch geprägten spätgotischen Bildtradition treu. Die Ausstellung vereint bedeutende Werke religiöser Tafelmalerei von Holbein d. Ä. sowie Porträts, darunter u. a. Holbeins brillante Silberstiftzeichnungen oder Burgkmairs Bildnisse der Eheleute Hans Schellenberger und Barbara Schellenberger (1505/07, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln).

Holbeins exzellenten Ruf reichte bis nach Frankfurt


Beide Künstler erwarben früh einen exzellenten Ruf in Augsburg und weit darüber hinaus. Im Falle Holbeins reichte dieser bis nach Frankfurt, wie das Hochaltarretabel für die Dominikaner eindrücklich belegt. Zusammen mit seinen damaligen Gesellen schuf er die Flügelbilder und die Predella. Vervollständigt wird die Präsentation des monumentalen Frankfurter Dominikaneraltars (1501, Städel Museum, Frankfurt) in der Ausstellung durch verschiedene Vorzeichnungen, die den Entstehungsprozess des Werks nachvollziehbar werden lassen.

Burgkmair experimentierte auch mit der Drucktechnik


Burgkmair tat sich besonders auf dem Feld der Druckgrafik hervor, er galt als „Hofgrafiker" von Kaiser Maximilian I. Burgkmair experimentierte auch mit verschiedenen neuen Techniken, etwa dem in der italienischen Zeichenkunst etablierten Rötelstein, und kooperierte auch vielfach mit Künstlern anderer Gewerke. Die neuen Techniken des Golddrucks und des Farbholzschnitts, bei denen mehrere Druckplatten verwendet werden, erprobte er gemeinsam mit dem Formschneider Jost de Negker, wie die Druckgrafik Kaiser Maximilian I. zu Pferd (1508, Albertina Wien) verdeutlicht. Holbeins und Burgkmairs Werke werden mit ausgewählten Gemälden, Grafiken und Skulpturen von Künstlern aus Augsburg, dem deutschsprachigen Raum sowie Italien und den Niederlanden in einen unmittelbaren visuellen Dialog gesetzt. Darunter befinden sich u. a. Arbeiten von Donatello, Jan van Eyck, Hugo van der Goes, Israhel van Meckenem, Francesco Melzi oder Andrea Solario.

Die Ausstellung endet mit herausragenden Gemälden Hans Holbeins d. J. (1497-1543), darunter eines der größten Meisterwerke der deutschen Renaissance, Die Madonna des Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen (1526-1528, Sammlung Würth).

Eine unvergleichliche neue, ganz eigenständige Bildlösung


Als der 18-jährige Holbein d. J. 1515 als Geselle in Basel eintraf, war er durch seine Ausbildung in Augsburg ein perfekter Vertreter der Kunst seiner Geburtsstadt. In Basel gelang ihm der künstlerische und gesellschaftliche Durchbruch mit dem Doppelbildnis des Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen und der Dorothea Kannengießer (1516, Kunstmuseum Basel), das noch ganz von der Kunst Hans Holbeins d. Ä. und Burgkmairs geprägt ist. Doch in weniger als einem Jahrzehnt entwickelte dieser Ausnahmekünstler seine Kunst weiter - und wiederholte dabei das Vorbild der älteren Augsburger Künstlergeneration: Während er bei 1522 entstandenen Solothurner Madonna (Kunstmuseum Solothurn) unmittelbar auf ein Gemälde von Jan van Eyck (1390-1441) zurückgriff, wie ein Blick auf van Eycks Lucca Madonna (1437, Städel Museum, Frankfurt) zeigen kann, wandelt sich seine Kunst mit der Schutzmantelmadonna von 1526-1528, die erneut Meyer in Auftrag gab, ein weiteres Mal. Nun war die zeitgenössische italienische Malerei von Andrea Solario (1460-1524) und Leonardo da Vinci (1452-1519) für ihn der Ausgangspunkt, um erneut eine unvergleichliche neue, ganz eigenständige Bildlösung zu finden, die den absoluten Höhepunkt der Renaissance im Norden darstellt.

Die Kunst braucht engagierte Förderer


Holbein und die Renaissance im Norden" wird von der Sparkassen-Finanzgruppe mit der Deutsche Leasing AG, der Frankfurter Sparkasse und dem Sparkassen-Kulturfonds des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes als einem Hauptförderer unterstützt. Maßgeblich ermöglicht haben die Ausstellung der Städelsche Museums-Verein e.V. und die Dagmar-Westberg-Stiftung. Weitere Unterstützung erfährt das Vorhaben durch die Fontana Stiftung, die Ernst von Siemens Kunststiftung und die Christa Verhein Stiftung.

„Seit vielen Jahren unterstützt die Sparkassen-Finanzgruppe das Städel Museum. Wir freuen uns, Partnerin dieser herausragenden Schau zu sein, bei der es gelungen ist, diese einzigartigen Kunstwerke der Renaissance zusammenzuführen. Die Präsentation der Madonna von Hans Holbein dem Jüngeren, die nach 10 Jahren wieder im Städel gezeigt wird, ist ein ganz besonderes Highlight", so Heike Kramer, Direktorin Gesellschaftliches Engagement des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Die Unterstützung als Hauptförderer erfolgt gemeinsam mit der Deutsche Leasing AG und der Frankfurter Sparkasse. „Die Kunst braucht engagierte Förderer, nur so können wir als Gesellschaft gemeinsam unsere Perspektiven erweitern und Neues entwickeln. Die Teilhabe daran vielen Menschen zu ermöglichen, ist unsere Motivation."

Sylvia von Metzler, Vorsitzende des Vorstands des Städelschen Museums-Vereins e. V., über die Ausstellung: „Seit fast 125 Jahren verbindet der Städelsche Museums-Verein die Freude an der Kunst mit aktivem Engagement. Die Werke Holbeins des Älteren und seines Sohnes sind ein wahrer Schatz in der Sammlung des Städel Museums".

Ausstellungsdauer: 2. November 2023 bis 18. Februar 2024
Information: staedelmuseum.de
Besucherservice und Führungen:Telefon +49(0)69-605098-200, Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! Sie müssen JavaScript aktivieren, damit Sie sie sehen können.
Städel Museum, Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt am Ma
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